MESSENGER: THE CELEBRATION OF „UN-PRODUCTIVITY“

BUSENFREUND*INNEN // BOSOM BUDDIES
PRIDE MONTH SPECIAL PART IV.

Das beste was mir letztes Jahr passieren konnte war, gefeuert zu werden. Ich habe es zu dem Zeitpunkt schon erwartet. Mein ehemaliger Boss hat deutlich gemacht, dass er es nicht gut fand, wenn ich mir auf Grund meiner Depression frei nehmen musste, also habe ich damit gerechnet gefeuert zu werden. „Super,“ hat mein*e Therapeut*in gesagt, „jetzt kannst du dir endlich etwas Zeit für dich nehmen. Du brauchst die Zeit, nimm sie dir.“
Natürlich war ich am Boden zerstört. Das war schließlich mein erster Job und ich hab ihn nichtmal ein Jahr gehabt. Ich habe aber meine Schuldgefühle runtergeschluckt und das getan, was mein*e Therapeut*in mir empfohlen hat: Ich machte mich auf die Suche nach einem Platz in einer Tagesklinik. In der Zeit zwischen meiner Entlassung und meinem ersten Tag in der Klinik habe ich mir gesagt, dass es okay ist sich nicht um einen neuen Job zu kümmern. Wer will schon eine Person einstellen, die erstmal in die Klinik geht? Das war erstmal okay für mich.
In die Klinik zu gehen war wirklich das beste, was ich für mich selbst machen konnte und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte. Ich habe 10 Wochen jeden Tag 8 Stunden Therapie gemacht, Montag bis Freitag an mir selbst gearbeitet, Traumata hochgeholt und aufgearbeitet, die über zehn Jahre in mir geschlummert haben. Es war harte Arbeit. Und nach diesen 10 Wochen hatte ich gelernt, wie ich meine mentale Krankheit besser regulieren kann, habe neue Freundschaften geschlossen, war aber vor allem einfach erschöpft.




Last year, the very best thing that could ever happen to me was getting fired from my job. I had been expecting this for a while by then. My former boss made it clear he did not appreciate me having to take time off due to my depression and I had a feeling I was going to get let go. “Brilliant”, my therapist said, “Now you can finally take some time for yourself. You need this time, take it.”
Of course, I was devastated. This was my first job and I had only lasted a year. I swallowed down my guilt and did what my therapist urged me: I found a spot at a day clinic. The time between going to the clinic and being fired I told myself I didn’t need to feel guilty for not doing anything to find a new job. Nobody wanted to employ a person headed to the clinic after all. So, I was okay, for a while.
Going to the clinic was the very best thing I could have done for myself, and I am so grateful I got this opportunity. I spent 10 weeks doing therapy for 8 hours a day, Monday to Friday, working on myself and opening up about past trauma that had been dormant within me for over 10 years. It was hard work. And after those 10 weeks I had more skills to help me deal with my mental illnesses, I had found new friends, and, above all, I was exhausted. 
Ich wurde als arbeitsunfähig entlassen und wurde krank geschrieben. Das war aber natürlich nur vorübergehend, habe ich mir eingeredet. Es war also Mitte Oktober. Im Januar würde ich sicher wieder auf eigenen Füßen stehen und einen neuen Job haben. Mein*e Therapeut*in war etwas verhaltener und hat mir empfohlen, Tag für Tag zu leben. Es wurde also Januar und ich fühlte mich schrecklich, schlechter noch als im Oktober. Ich fühlte mich wie eine Versagerin. Meine Versicherung hat dann auch noch beschlossen, dass ich wieder gesund sein müsste, also musste ich mit meine*r Therapeut*in und *Psychater*in für mein Recht kämpfen krank zu sein. (Erst Ende März habe ich die Nachricht erhalten, dass ich mein Unterstützung kriegen würde. Ich hatte ja auch nur 6 meiner 18 Monate Krankenzeit verbraucht.)

Jetzt ist es April während ich dies schreibe und ich beginne morgen mit einer Traumatherapie. Warum ich Dir das erzähle? Weil der immer wiederkehrende Gedanke, der mich die ganze Zeit plagt und dem meine Depression, mein Brunout und mein ADHS egal sind, ist, dass ich eine Versagerin und faule Socke bin. Immerhin muss sich mein Partner sehr viel um mich kümmern, vor allem wenn es ums Geld geht. Ich habe keinen Job, ich bin 29 und musste neulich meinen Vater nach Geld fragen, damit ich ihn und meine Oma besuchen konnte. Nach dem Klinikaufenthalt und vor allem nach Neujahr, kamen in meinem Familienkreis immer Fragen auf: „Also was machst du denn jetzt?“, „Oh, du bist immer noch nicht wieder gesund?“, „Wie lange bist du jetzt schon krank?“, „Besorgst du dir bald einen Job?“, „Warum hast du noch nichts neues gefunden?“, „Du weißt schon, dass du nicht zu lange krank sein darfst, dass sieht nicht gut aus auf dem Lebenslauf!“
Es geht alles auf die gleiche Ursprungshaltung zurück: wenn Du kein Geld verdienst, bist Du faul. Das wird uns doch jeden Tag eingetrichtert. Es fängt schon in der Kindheit an, weil wir ständig gefragt werden „Was willst du denn mal werden?“ und sie sagen „sei gut in der Schule, dann kriegst du später bessere Jobs.“ Wenn wir ein Hobby haben, zum Beispiel malen, wird uns gesagt, dass wir das online verkaufen können und Geld machen können. Und wenn Du dann einen künstlerischen Studiengang wählst, wirst du gefragt „und was machst Du dann später damit?“, weil das alles ist, was zählt. Sei produktiv, verdiene Geld, verdiene mit deinen Hobbys noch mehr.
Und wenn du krank bist, gibt es einen ganz bestimmten Zeitraum in dem du wieder gesund werden musst. Ich bin jetzt seit über einem halben Jahr krank. Es ist nicht linear. Ich habe schlechte Tage, richtig schlechte Tage und gute Zage. Und an guten Tagen ärgere ich mich darüber, dass ich nicht gesund genug bin um zu arbeiten. Was hält mich davon ab? Warum bin ich so krass faul?
Warum ist es faul, mir Zeit zu nehmen?
Warum bin ich faul, wenn ich an den guten Tagen Dinge mache, die mir Freude bringen?
Warum ist es faul, mein Leben zu leben?




So, I was discharged unfit for work and got another sick note. But of course, this was temporary, I told myself. It was now the middle of October. Come January, I would be back on my feet and have a new job. My therapist was a bit more cautious and told me to take each day one by one. January came and I was feeling miserable, even worse than in October. I felt like a failure! Plus, my insurance decided I was healthy again, so together with my therapist and psychiatrist I had to fight for my right to be sick. (Finally, in late March, I was told I would get more support. I have, after all, only used 6 of my 18 months I am allowed to be sick for.)

It’s now April that I am writing this, and I am starting Trauma therapy tomorrow. Why am I telling you all this? Because the one big thought that keeps coming back, which doesn’t care about my diagnosis with recurrent depression disorder, burnout or ADD, is that I am being a lazy bitch and a failure. After all, I have to rely on my partner for most things, especially money. I don’t have a job, I am 29 years old and I had to ask my father for money recently for taking a trip to visit him and my grandma. After the clinic, and especially after the new year rolled around, questions in my extended family started cropping up like bamboo shoots. “So, what are you doing to do now?” “Oh so you are still not healthy?” “How long have you been sick now?” “Are you getting a job soon?” “Why haven’t you found anything yet?” “You know, you can’t be sick for so long, it does not look good on your CV!”
It all seems to burn down to one thing: If you are not making money, you are being lazy. That’s what we are told every day. It starts in childhood, because we keep getting asked “what do you wanna be when you grow up?” and told “do good in school, because you need a good job later.” When we have a hobby like painting, we get told that we can sell that online and make money from it. And when we chose a field of study in the arts we get asked “and what can you do with that later?” since that’s all that matters. Be productive, get the money, make additional money with your hobbies.
And when we are sick, there is a set timeline in which we should heal and get back out there. I have been sick now for over half a year. And it’s not linear. I have bad days, really bad days, and good days. And on my good days I get mad at myself because obviously I am good enough right now to work. What’s keeping me? Why am I such a lazy bitch?
Why is taking my time to heal lazy?
Why am I lazy for enjoying a day that is a good day to do things I like?
Why is living my life lazy?
Ich habe irgendwann angefangen online über meine Erfahrungen zu sprechen, besonders auf meinen Twitch-Kanal, und habe dadurch Menschen gefunden, die ähnlich empfinden wie ich. Wir haben keinen Bock mehr darauf, dass unsere Gesellschaft unser Recht auf Existenz daran misst, wie produktiv wir sind. „Ich habe heute nichts produktives getan, ich fühle mich schlecht deswegen“, ist ein Satz den ich sowohl gehört, als auch selbst zu oft gesagt habe. Warum? Es scheint, als wäre es nicht genug einfach nur zu existieren und das Leben zu genießen. Aber was, wenn das genug wäre?
Ich habe heute morgen einen tollen Tee getrunken. Ich fühle mich gut, weil ich Freude daran hatte heute Nachmittag drei Stunden mein Lieblingsbuch zu lesen. Ich habe mit meinem Bruder gesprochen, wir haben Overwatch zusammen gespielt, es war großartig. Ich hab einen schönen Mittagsschlaf gemacht.
Ich möchte, dass wir diese Momente feiern. Nicht mehr fragen „und was machst Du (beruflich)?“, sondern „und was bringt Dir Freude?“ Ich würde lieber gefragt werden „was hat Dich diese Woche zum lächeln gebracht?“, und „was für ein Mensch möchtest Du in der Zukunft sein?“

Vor allem will ich aber
mit dem Selbsthass aufhören
bezüglich der Zeit
die ich haben will brauche
um gesund zu werden.
//M.




I started talking about my experience openly on my social media, especially my twitch channel and I have found so many people who feel similar. We are fed up with the way how our entire existence in this society is defined by how productive we are. “I have not done anything productive today, I feel so bad” is a sentence I have both heard and said so many times. Why? It seems as if simply existing on this earth and enjoying ourselves is not enough. But what if it was?
I had a lovely cup of tea this morning. I feel so good because I enjoyed reading my favourite book this afternoon for 3 hours. I talked to my brother, and we played Overwatch together, what a great time. I took a lovely nap.
I want us to celebrate these moments. No more “what do you do?” but instead “what do you enjoy?”. I want “what made you smile last week” and “what kind of person do you wanna be in the future”.

And above all
I want to stop hating myself
For needing  wanting
Time
(to heal)
//M.

Name: (Little) Messenger (sie/ihr)
Alter: 29
Körbchengröße: die, bei der Du 150€ in einem Spezialgeschäft für einen cuten BH ausgeben musst
Sternzeichen: Wassermann
Momentaner Lieblingssong: Way Less Sad – AJR
Wenn ich ein Tier wäre, dann wäre ich: eine Eule (laut einem Onlinequiz)
Drei Dinge, die ich nicht mag: toxische Gamer*innen, Erbsensuppe, Leute die mir sagen, ich soll mich „meinem Alter entsprechend“ verhalten.




Name: (Little) Messenger (she/her)
Age: 29
Cup size: the one where you have to pay 150€ for a cute bra at a specialty shop
Zodiac sign: Aquarius
Current favourite tune: Way Less Sad – AJR
If I were an animal, I would be: an owl (according to a test online)
Three things I do not like: toxic gamers, pea soup, people telling me to “act my age.”

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